10 -
Einleitung
Das elektronisch einstellbare Fahrwerk von Öhlins kommt an den Versionen Sport und Touring der Multistrada 1200 zum Einsatz. Die Einstellung erfolgt „passiv” bzw. vom System in Abhängigkeit der dynamischen Fahrwerklage des Fahrzeugs nicht automa­tisch umgesetzt.
 
Während sich das Motorrad in Bewegung befindet, kann der Fahrer einen der vier möglichen Riding Mode (Sport, Touring, Urban, Enduro) wählen. Jedem Riding Mode ist eine spezifische Fahrwerkseinstellung zugeordnet (siehe 6 - 6 „Einführung in das elek­trische System der Multistrada 1200”).
Während das Motorrad fährt, kann der Fahrer auf die Einstellung der Radfedersysteme einwirken. (Das Menü stellt vier Kombi­nationen zur Auswahl: nur Fahrer, nur Fahrer mit Gepäck, Fahrer und Beifahrer, Fahrer und Beifahrer mit Gepäck).
Während sich das Motorrad in Bewegung befindet, kann der Fahrer die Einstellungen selbst NICHT ändern, darunter auch die der Radfederungen, die an jeden Riding Mode gebunden sind. Dieser Eingriff darf nur an einem stehenden Motorrad erfolgen.
 
An der vorderen und hinteren Radfederung werden die hydraulischen Dämpffunktionen der Druck- und Zugstufe elektrisch um­gesetzt (insgesamt 31 Einstellklicks sind verfügbar). Die Federvorspannung der in den Gabelholmen enthaltenen Feder wird an­hand eines herkömmlichen Einstellmechanismus geändert, während die im Zentralfederbein elektrisch realisiert wird (die Feder des Zentralfederbeins kann um 8 mm komprimiert werden, dazu stehen sechzehn unterschiedliche, vom elektrischen Stellan­trieb einnehmbare Positionen zur Verfügung). Jede Position entspricht also einem halben Millimeter innerhalb der Federverstel­lung). Die einzelnen Einstellklicks sind nicht zu hören. Um feststellen zu können, ob die Dämpfsysteme korrekt funktionieren, müssen sie zunächst auf einen Endwert ihres Einstellbereichs, dann auf den entgegengesetzten Wert reguliert werden. Dabei ist die unterschiedliche Wirkung während der Druckbe- und -entlastung auf die vordere und die hintere Radfederung (Motorrad­belastung) zu überprüfen. Es muss jedoch auch über das DDS und das Service Display am Cockpit überprüft werden, ob das System eventuelle Funktionsstörungen des elektronisch einstellbaren Fahrwerks anzeigt.
Vorderradgabel
Der linke Gabelholm (aus der Position des auf der Sitzbank sitzenden Fahrers gesehen) ist für die Dämpfung in der Druckstufe in einem Bereich von 31 Einstellklicks zuständig (erster Klick -> komplett im Uhrzeigersinn geschlossene Dämpfung -> maximale Dämpfung, einunddreißigster Klick -> Dämpfung vollkommen gegen den Uhrzeigersinn geöffnet -> minimale Dämpfung). Funk­tionsprinzip:
-
-
Wird die Vorderradgabel komprimiert, führen Holm und Kolben eine entsprechende Bewegung aus und das Öl muss die Lamel­len wegdrücken, um über den Kolben fließen zu können (Wirkung der hydraulischen Dämpfung).
-
-
-
Die Bewegung der Nadel führt zur Änderung der Bypass-Öffnung im mittleren Kolbenbereich. Das Öl, das durch diesen Bypass strömt, wirkt damit nicht mehr auf die Lamelle ein. Bei Heben der Nadel öffnet sich der Bypass und die hydraulische Dämpfung wird entsprechend gemindert. Gerade umgekehrt ist die Wirkung, wenn die Nadel gesenkt wird.
Oberes Ende des linken Gabelholms, in dem der Schrittmotor angeordnet ist, der auf die hydraulische Dämpfung in der Druck­stufe wirkt.
 
Der rechte Gabelholm (aus der Position des auf der Sitzbank sitzenden Fahrers gesehen) ist für die Dämpfung in der Zugstufe in einem Bereich von 31 Einstellklicks zuständig (erster Klick -> komplett im Uhrzeigersinn geschlossene Dämpfung -> maximale Dämpfung, einunddreißigster Klick -> Dämpfung vollkommen gegen den Uhrzeigersinn geöffnet -> minimale Dämpfung). Funk­tionsprinzip:
-
-
Federt die Vorderradgabel aus, führen Holm und Kolben eine entsprechende Bewegung aus und das Öl muss die Lamellen weg­drücken, um unter den Kolben fließen zu können (Wirkung der hydraulischen Dämpfung).
-
-
-
Die Bewegung der Nadel führt zur Änderung der Bypass-Öffnung im mittleren Kolbenbereich. Das Öl, das durch diesen Bypass strömt, wirkt damit nicht mehr auf die Lamelle ein. Bei Heben der Nadel öffnet sich der Bypass und die hydraulische Dämpfung wird entsprechend gemindert. Gerade umgekehrt ist die Wirkung, wenn die Nadel gesenkt wird.
Oberes Ende des rechten Gabelholms, in dem auch der Schrittmotor sitzt, der auf die hydraulische Dämpfung in der Zugstufe wirkt.
 
Die Federvorspannung der beiden Federn in den beiden Gabelholmen kann durch entsprechendes Drehen des Sechskantele­ments am oberen Teil der Holme selbst reguliert werden (beim Anschrauben wird die Vorspannung erhöht, beim Lockern gemin­dert).
Die Zeichnung zeigt das Funktionsprinzip der Vorderradgabel in der Druckstufe.
E
C
A
O
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
Die Zeichnung zeigt das Funktionsprinzip der Vorderradgabel in der Druckstufe.
E
C
A
O
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
Zentralfederbein
Das Öhlins Zentralfederbein stützt sich auf die TTX-Technologie, durch die der Einfluss reduziert wird, den die hydraulische Dämp­fung in der Zugstufe auf die in der Druckstufe hat und umgekehrt. Im Kanal, über den das Volumen des Dämpferrohrs mit dem des Behälters verbunden ist, sind zwei Durchläufe vorhanden: einer ermöglicht dem Öl den Durchlauf vom Behälter zum Rohr (Zugstufe), der andere ermöglicht ihm den Rücklauf vom Rohr in den Behälter (Druckstufe). Jeder dieser zwei Durchläufe ist mit einem Bypass versehen, der die hydraulische Dämpfung reduziert, wenn sich sein Querschnitt vergrößert, oder, bei einer Ver­kleinerung, die hydraulische Dämpfung verringert. Die Änderung jedes Bypass erfolgt über eine Nadel, die sich durch das Einwir­ken eines Schrittmotors verschiebt (es stehen 31 Klicks zur Verfügung: erster Klick -> komplett im Uhrzeigersinn geschlossene Dämpfung -> maximale Dämpfung, einunddreißigster Klick -> Dämpfung vollkommen gegen den Uhrzeigersinn geöffnet -> mi­nimale Dämpfung). Die Federvorspannung wird über ein hydraulisches Spannelement geändert, das von folgenden Einheiten charakterisiert wird: einem versiegelten Hydrauliksystem, einer elektrischen Pumpe mit Positionssensor einem hydraulischen Stellglied.
Verdichtet die elektrische Pumpe des hydraulischen Spannelements das Öl, erhöht das Stellglied die auf die Feder des Feder­beins wirkende Belastung (verdichtet sie und spannt sie damit vor).
Reduziert die elektrische Pumpe des hydraulischen Spannelements die Ölverdichtung, mindert der Stellantrieb die auf die Feder des Federbeins wirkende Belastung (die Feder dehnt sich aus).
 
Die maximale, vom hydraulischen Spannelement erzeugte Federkompression entspricht 8 mm und wird innerhalb der 16 unter­schiedlichen Positionen des Stellantriebs realisiert (jede Position entspricht einen ½ mm Hubweg).
Die Abbildung zeigt das Öhlins Zentralfederbein mit seinen Drähten (rechts), über die die elektrischen Stellantriebe versorgt wer­den. Diese ändern die hydraulischen Dämpfungswerte im Kanal, der das Volumen des Federbeinrohrs mit dem Behälter in Kom­munikation setzt. Links wird die elektrische Pumpe des hydraulischen Spannelements dargestellt, während auf der Feder der hydraulische Stellantrieb sitzt, der die Vorspannung der Feder selbst ändert.
In der Zeichnung wird das Funktionsprinzip des Zentralfederbeins im ausgefederten Zustand dargestellt.
St Holm
T Federbeinrohr
Se Behälter
G Gas
O Öl
1
2
3
4
5
6
7
8
9
In der Zeichnung wird das Funktionsprinzip des Zentralfederbeins im eingefederten Zustand dargestellt.
St Holm
T Federbeinrohr
Se Behälter
G Gas
O Öl
1
2
3
4
5
6
7
8
9
Schaltpläne und Anordnung der Anschlüsse
DES 18 und DES 10 schwarze Massen - Bk, DES 2 und DES 1 Versorgung beim KEY ON (+15 von 30 Hands Free-Relais) rot/schwarz - R/Bk.
M Stellantrieb für hydraulische Dämpfung in der Druckstufe des Zentralfederbeins. 1 lila/weiß - V/W, 2 lila/grün V/G, 3 lila/blau - V/B, 4 lila/gelb - V/Y.
M Stellantrieb für hydraulische Dämpfung in der Zugstufe des Zentralfederbeins. 1 gelb/weiß - Y/W, 2 gelb/rot Y/P, 3 gelb/hellblau - Y/Lb, 4 gelb/grün Y/G.
M Stellantrieb für Federvorspannung am Zentralfederbein, S Positionssensor für Federvorspannung im Zentralfederbein. 1 rot/gelb - R/Y, 2 rot/blau - R/B, 3 rot/gelb - R/Y (5V), 4 schwarz - Bk, 5 grau - Gr (Signal).
M Stellantrieb für hydraulische Dämpfung in der Druckstufe der Vorderradgabel (linker Holm). 1 orange/blau - O/B, 2 orange/grün - O/G, 3 orange/gelb - O/Y, 4 orange/lila O/V.
M Stellantrieb für hydraulische Dämpfung in der Zugstufe der Vorderradgabel (rechter Holm). 1 blau/gelb - B/Y, 2 blau/gelb - B/Y, 3 blau/lila - B/V, 4 blau/grün - B/G.
Anschlüsse
Anschluss der hydraulischen Dämpfsysteme der Gabelholme.
Anschlüsse der hydraulischen Dämpfsysteme des Zentralfederbeins.
Anschluss des Stellantriebs der Federvorspannung des Zentralfederbeins.
Hinweis
Bei jedem Einschalten des Cockpits (KEY ON) werden die Stellantriebe der Radfederungen an ihren Endanschlag (oberen und unteren) gebracht und nehmen dann die im Steuergerät gespeicherte Position ein. Sollte Eingriffe an den Radfederungen vorge­nommen oder sie ausgetauscht worden sein, werden die Stellantriebe daher automatisch und korrekt ausgerichtet.
Bei Lösen der Batterie und nach ihrem erneuten Anschluss, wird beim Einschalten des Cockpits (KEY ON) ein kompletter Feder­weg der Federvorspannung des Federbeins gefahren.
Die Ölabdichtungen der Gabelholme können ersetzt werden.
Fehlercodes des elektronisch einstellbaren Fahrwerks
 
-
Der elektrische Anschluss am Stellantrieb der Druckstufendämpfung der Vorderradgabel hat sich gelöst oder die elektrischen Kabel sind gerissen. Das System sperrt die Steuerfunktion dieses elektrischen Stellantriebs.
-
Die hohe Temperatur in den internen Schaltkreisen des Steuergeräts kann auch durch einen Kurzschluss des Stellantriebs erzeugt worden sein, was anhand des vorstehend beschriebenen Fehlers angezeigt wird.
 
-
Der elektrische Anschluss am Stellantrieb der Druckstufendämpfung der Vorderradgabel hat sich gelöst oder die elektrischen Kabel sind gerissen. Das System sperrt die Steuerfunktion dieses elektrischen Stellantriebs.
-
Die hohe Temperatur in den internen Schaltkreisen des Steuergeräts kann auch durch einen Kurzschluss des Stellantriebs erzeugt worden sein, was anhand des vorstehend beschriebenen Fehlers angezeigt wird.
 
-
Der elektrische Anschluss am Stellantrieb der Druckstufendämpfung hinteren Radfederung hat sich gelöst oder die elektri­schen Kabel sind gerissen. Das System sperrt die Steuerfunktion dieses elektrischen Stellantriebs.
Die hohe Temperatur in den internen Schaltkreisen des Steuergeräts kann auch durch einen Kurzschluss des Stellantriebs er­zeugt worden sein, was anhand des vorstehend beschriebenen Fehlers angezeigt wird.
 
-
Der elektrische Anschluss am Stellantrieb der Zugstufendämpfung hinteren Radfederung hat sich gelöst oder die elektri­schen Kabel sind gerissen. Das System sperrt die Steuerfunktion dieses elektrischen Stellantriebs.
Die hohe Temperatur in den internen Schaltkreisen des Steuergeräts kann auch durch einen Kurzschluss des Stellantriebs er­zeugt worden sein, was anhand des vorstehend beschriebenen Fehlers angezeigt wird.
 
 
-
Ein Reset der Radfederungen vornehmen (KEY OFF -> Batteriekabel lösen –> KEY ON). In diesem Fall wird die Feder auf den Maximalwert vorgespannt, der Fehler gelöscht, dann wird die Feder auf den niedrigsten Einstellwert gebracht.
-
Der elektrische Anschluss am Stellantrieb der Federvorspannung der Hinterradaufhängung hat sich gelöst oder die elektri­schen Kabel sind gerissen. Das System sperrt die Steuerfunktion dieses elektrischen Stellantriebs.
-
Die hohe Temperatur in den internen Schaltkreisen des Steuergeräts oder eine unzureichende Spannung kann auch durch einen Kurzschluss des Stellantriebs erzeugt worden sein, was anhand des vorstehend beschriebenen Fehlers angezeigt wird.
 
-
Wird auf der CAN-Linie keinerlei Information bezüglich der Fahrzeuggeschwindigkeit gegeben, bleiben die Stellantriebe in der aktuellen Position blockiert und man kann in keiner Weise auf sie einwirken (es können keine Einstellungen vorgenom­men werden).